06.04.2013, 13:26
Keine Nachfolge für Osmers
Veritable Provinzposse bei Olympia Haste
Veritable Provinzposse bei Olympia Haste
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Die diesjährige Jahreshauptversammlung von Olympia Haste am letzten Mittwoch endete mit einem Paukenschlag: für die Nachfolge von Ex-Präsident Dr. Oswald Osmers, der nicht mehr kandidierte, muss eine außerordentliche Sitzung anberaumt werden, da keiner der zur Wahl stehenden Kandidaten die notwendigen Voraussetzungen erfüllte. Ein Kuriosum, dass es so wohl nur auf Haste geben kann. Aber der Reihe nach…
Wie immer begann alles harmonisch und beim Auftritt der Turnflöhe hatten alle irgendwie ein Déjà-vu: charmante Ungelenkigkeit, tapferes Lächeln, manche Träne und wider besseres Wissen begeistert klatschende und johlende Eltern sowie die nach der unangemessen euphorischen Verabschiedung eine entspannte, fast schon schläfrige Ruhe bei der Sachdarstellung der einzelnen Sportarten, die nur unterbrochen wird von einigen hochgehaltenen Pokalen (auf regionaler Ebene) sowie natürlich den Rhönrad-Damen (ein echter Hingucker und Wachmacher). Alle Tanzgruppen führen dieses Mal zwischen den einzelnen Jahresberichten Szenen aus Musicals auf, wobei das Bemerkenswerteste schon darin besteht, dass auch zwei Jungen dabei sind (deren Namen wir aber hier auf keinen Fall nennen dürfen).
Dann die Neuwahlen, und um das Amt des Präsidenten gibt es wie erwartet eine Kampfabstimmung zwischen Dr. Robert Tillenborg, lautstark unterstützt von seinem Bruder Thomas, sowie Dr. Gabriele Zugerne-Wichtich, auch sie („es wird mal Zeit, dass eine Frau…“) nicht ohne stimmgewaltige Unterstützung. Die Sitzordnung ergibt plötzlich einen Sinn, sie teilt die anwesenden Mitglieder deutlich in zwei Lager. Weitere Kandidaturen gibt es nicht. Dr. Osmers, der mittlerweile vom Vorsitzenden zum Wahlleiter mutiert ist, schlägt eine offene Abstimmung vor und bemerkt gerade, dass man bei nicht erfolgender Gegenrede so verfahren werde, da erhebt sich grinsend der Jugendwart Lando Hulpe (27) und präsentiert ein Schriftstück in der Hand seines gehobenen rechten Armes, während die Linke ein Bierglas hochhält. „Darf ich das als Antrag zur Geschäftsordnung werten?“, juxt Osmers, und will unbeirrt fortfahren, als der Angesprochene die Frage bejaht.
„Also meinetwegen!“, knurrt Osmers, „was haben Sie denn?“ „Die Vereinssatzung!“, triumphiert Hulpe, der seit Ewigkeiten auf den Sprung in den Fußball-Profikader wartet und nunmehr seinen großen Auftritt genießt, „und ich verweise auf §27 Abs. 3!“. Pause.
„Und was steht da so Wichtiges?“ „Dass der oder die Vorsitzende nicht Mitglied einer politischen Partei sein darf!“ Ein gewaltiges Gemurmel erhebt sich, denn beide Vorgeschlagenen haben ein Parteibuch, wenn auch nicht das gleiche. „Von wann ist die Regelung?“, will einer wissen, und: „Gilt das denn noch?“
„Kann doch gar nicht!“, ruft Dr. Thomas Tillenborg, der die guten Aussichten seines Bruders schwinden sieht, wühlt in seiner Aktentasche herum und zieht ein eigenes Exemplar hervor. Aber da steht es ebenso geschrieben. Konsterniert klappt Tillenborg das Büchlein zusammen und sackt auf seinen Stuhl. „Können wir das nicht ändern?“, fragt jemand, aber auch darauf hat Jugendwart Hulpe die richtige Antwort: „Satzungsänderungen müssen schriftlich beantragt werden, bis eine Woche vor Sitzungsbeginn!“ sagt er verschmitzt, „und dann bedarf es einer Zweidrittel-Mehrheit“.
Zwei separate Mitgliedergruppen stecken die Köpfe zusammen, es werden neue Namen gehandelt, einer meint sogar: „Soll es doch der Hulpe machen!“, aber am Ende löst sich alles in schwarzen Rauch auf. Es ist Geschäftsführer Peter Vogelsang, der am Ende verkünden muss, dass er zu einer Sondersitzung einladen wird. Termin folgt.